Vektorprodukt: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Bei der Multiplikation zweier Vektoren handelt es sich entweder um das [[Vektorprodukt]] (auch Kreuzprodukt genannt) oder aber um das [[Skalarprodukt]]. Das Skalarprodukt liefert als Ergebnis ein Skalar, das Vektorprodukt hingegen liefert als Ergebnis wieder einen Vektor. Betrachtet man zwei Vektoren <math>\vec{\textbf{a}}</math> und <math>\vec{\textbf{b}}</math>, so erhält man als Ergebnis des Vektorprodukts einen Vektor <math>\vec{\textbf{c}} = \vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}}</math>, der senkrecht auf der von <math>\vec{\textbf{a}}</math> und <math>\vec{\textbf{b}}</math> aufgespannten Fläche steht (siehe Abbildung). Weiterhin bilden die drei Vektoren <math>\vec{\textbf{a}}</math>, <math>\vec{\textbf{b}}</math> und <math>\vec{\textbf{c}}</math> ein Rechtssystem, das heißt sie sind gemäß der [[Rechten-Hand-Regel | + | Bei der Multiplikation zweier Vektoren handelt es sich entweder um das [[Vektorprodukt]] (auch Kreuzprodukt genannt) oder aber um das [[Skalarprodukt]]. Das Skalarprodukt liefert als Ergebnis ein Skalar, das Vektorprodukt hingegen liefert als Ergebnis wieder einen Vektor. Betrachtet man zwei Vektoren <math>\vec{\textbf{a}}</math> und <math>\vec{\textbf{b}}</math>, so erhält man als Ergebnis des Vektorprodukts einen Vektor <math>\vec{\textbf{c}} = \vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}}</math>, der senkrecht auf der von <math>\vec{\textbf{a}}</math> und <math>\vec{\textbf{b}}</math> aufgespannten Fläche steht (siehe Abbildung). Weiterhin bilden die drei Vektoren <math>\vec{\textbf{a}}</math>, <math>\vec{\textbf{b}}</math> und <math>\vec{\textbf{c}}</math> ein Rechtssystem, das heißt sie sind gemäß der [[Rechte-Hand-Regel|Rechten-Hand-Regel II]] miteinander verknüpft. Der Betrag des Vektors <math>\vec{\textbf{c}}</math> lässt sich als Flächeninhalt des von <math>\vec{\textbf{a}}</math> und <math>\vec{\textbf{b}}</math> aufgespannten Parallelogramms interpretieren und wird wie folgt bestimmt: |
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|\vec{\textbf{c}}| = a b \sin(\alpha)\ \text{wenn}\ \vec{\textbf{c}} = \vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}} | |\vec{\textbf{c}}| = a b \sin(\alpha)\ \text{wenn}\ \vec{\textbf{c}} = \vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}} | ||
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− | Dabei bezeichnet <math>\alpha</math> den Winkel, der von den beiden Vektoren eingeschlossen wird und Werte zwischen <math>0</math> und <math> | + | Dabei bezeichnet <math>\alpha</math> den Winkel, der von den beiden Vektoren eingeschlossen wird und Werte zwischen <math>0</math> und <math>\pi</math> annehmen kann (siehe Abbildung). Weiterhin gilt es zu beachten, dass das Vektorprodukt ausschließlich für den dreidimensionalen euklidischen Vektorraum definiert ist. Rechnerisch gilt der folgende Zusammenhang: |
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\vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}} | \vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}} | ||
&= \vec{\textbf{e}}_x a_y b_z + a_x b_y \vec{\textbf{e}}_z + b_x \vec{\textbf{e}}_y a_z\\ | &= \vec{\textbf{e}}_x a_y b_z + a_x b_y \vec{\textbf{e}}_z + b_x \vec{\textbf{e}}_y a_z\\ | ||
− | & | + | & -\vec{\textbf{e}}_z a_y b_x - a_z b_y \vec{\textbf{e}}_x - b_z \vec{\textbf{e}}_y a_x\\ |
&= (a_2 b_3 - a_3 b_2) \vec{\textbf{e}}_x + (a_3 b_1 - a_1 b_3) \vec{\textbf{e}}_y + (a_1 b_2 - a_2 b_1) \vec{\textbf{e}}_z | &= (a_2 b_3 - a_3 b_2) \vec{\textbf{e}}_x + (a_3 b_1 - a_1 b_3) \vec{\textbf{e}}_y + (a_1 b_2 - a_2 b_1) \vec{\textbf{e}}_z | ||
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− | Aus mathematischer Sicht bestimmt auf diese Weise die [[Determinante]] der genannten Matrix. Anhand der beschriebenen Zusammenhänge zeigt sich, dass das Skalarprodukt '''nicht''' dem Kommutativgesetz genügt. Stattdessen gilt: | + | Aus mathematischer Sicht bestimmt man auf diese Weise die [[Determinante]] der genannten Matrix. Anhand der beschriebenen Zusammenhänge zeigt sich, dass das Skalarprodukt '''nicht''' dem Kommutativgesetz genügt. Stattdessen gilt: |
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\vec{\textbf{b}} \times \vec{\textbf{a}} = -(\vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}}) | \vec{\textbf{b}} \times \vec{\textbf{a}} = -(\vec{\textbf{a}} \times \vec{\textbf{b}}) | ||
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\vec{\textbf{a}}\times\vec{\textbf{b}} &= a b \vec{\textbf{e}}_c &\text{wenn}&\ \vec{\textbf{a}} \perp \vec{\textbf{b}} | \vec{\textbf{a}}\times\vec{\textbf{b}} &= a b \vec{\textbf{e}}_c &\text{wenn}&\ \vec{\textbf{a}} \perp \vec{\textbf{b}} | ||
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+ | F = |\vec{\textbf{F}}| = |I \vec{\textbf{s}} \times \vec{\textbf{B}}| = B \cdot I \cdot s \cdot \sin(\alpha) | ||
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+ | Dabei bezeichnet <math>\alpha</math> den Winkel zwischen der magnetischen Flussichte <math>\vec{\textbf{B}}</math> und der Richtung <math>\vec{\textbf{s}}</math> des Stromflusses. Da der Sinus für <math>\alpha = \frac{\pi}{2}</math> seinen maximalen Wert annimmt, ist die Kraftwirkung genau dann am größten, wenn das magnetische Feld und die Stromflussrichtung orthogonal zueinander gerichtet sind. | ||
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http://demonstrations.wolfram.com/CrossProductOfVectorsInTheYZPlane/ '''Applet''': Kreuzprodukt zweier Vektoren in der y-z-Ebene (engl.) | http://demonstrations.wolfram.com/CrossProductOfVectorsInTheYZPlane/ '''Applet''': Kreuzprodukt zweier Vektoren in der y-z-Ebene (engl.) | ||
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http://www.mathe-online.at/materialien/Andreas.Pester/files/Vectors/kreuzprodukt.htm Bebilderte Erklärung zum Kreuzprodukt | http://www.mathe-online.at/materialien/Andreas.Pester/files/Vectors/kreuzprodukt.htm Bebilderte Erklärung zum Kreuzprodukt | ||
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− | * Manfred Albach, ''Grundlagen der Elektrotechnik 1: Erfahrungssätze, Bauelemente, Gleichstromschaltungen'', 3. Auflage (Pearson Studium, 2011) | + | * Manfred Albach, ''Grundlagen der Elektrotechnik 1: Erfahrungssätze, Bauelemente, Gleichstromschaltungen'', 3. Auflage (Pearson Studium, 2011) |
− | * Kurt Meyberg | + | * Kurt Meyberg und Peter Vachenauer, ''Höhere Mathematik 1: Differential- und Integralrechnung. Vektor- und Matrizenrechnung'', 6. Auflage (Springer Berlin Heidelberg, 2001) |
− | * Wolfgang Pavel | + | * Wolfgang Pavel und Ralf Winkler, ''Mathematik für Naturwissenschaftler'', 1. Auflage (Pearson Studium, 2007) |
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Aktuelle Version vom 9. November 2017, 17:49 Uhr
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Bei der Multiplikation zweier Vektoren handelt es sich entweder um das Vektorprodukt (auch Kreuzprodukt genannt) oder aber um das Skalarprodukt. Das Skalarprodukt liefert als Ergebnis ein Skalar, das Vektorprodukt hingegen liefert als Ergebnis wieder einen Vektor. Betrachtet man zwei Vektoren und , so erhält man als Ergebnis des Vektorprodukts einen Vektor , der senkrecht auf der von und aufgespannten Fläche steht (siehe Abbildung). Weiterhin bilden die drei Vektoren , und ein Rechtssystem, das heißt sie sind gemäß der Rechten-Hand-Regel II miteinander verknüpft. Der Betrag des Vektors lässt sich als Flächeninhalt des von und aufgespannten Parallelogramms interpretieren und wird wie folgt bestimmt:
Dabei bezeichnet den Winkel, der von den beiden Vektoren eingeschlossen wird und Werte zwischen und annehmen kann (siehe Abbildung). Weiterhin gilt es zu beachten, dass das Vektorprodukt ausschließlich für den dreidimensionalen euklidischen Vektorraum definiert ist. Rechnerisch gilt der folgende Zusammenhang:
Als Merkhilfe für diesen Zusammenhang eignet sich die Regel von Sarrus: Entsprechend der Abbildung werden dabei die Einheitsvektoren des kartesischen Koordinatensystems in eine erste Spalte und die anderen beiden Vektoren in eine zweite und dritte Spalte geschrieben. Auf diese Weise erhält man eine Matrix, deren ersten beiden Spalten nun erneut rechts neben diese Matrix geschrieben werden. Nun führt man die Multiplikationen und Additionen wie in der Abbildung gezeigt aus und erhält:
Aus mathematischer Sicht bestimmt man auf diese Weise die Determinante der genannten Matrix. Anhand der beschriebenen Zusammenhänge zeigt sich, dass das Skalarprodukt nicht dem Kommutativgesetz genügt. Stattdessen gilt:
Weiterhin ergeben sich einige Sonderfälle, die im technischen Kontext häufig zu Vereinfachungen führen:
Beispiel: Bestimmung der Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter
Betrachtet man einen vom Strom in Richtung durchflossenen Leiter in einem homogenen magnetischen Feld eines Hufeisenmagneten, so wird die wirkende Kraft auf diesen Leiter durch das folgende Vektorprodukt beschrieben: Gemäß der Rechten-Hand-Regel II zeigt die resultierende Kraft hier in Richtung . Der Betrag der Kraft ergibt sich damit wie folgt: Dabei bezeichnet den Winkel zwischen der magnetischen Flussichte und der Richtung des Stromflusses. Da der Sinus für seinen maximalen Wert annimmt, ist die Kraftwirkung genau dann am größten, wenn das magnetische Feld und die Stromflussrichtung orthogonal zueinander gerichtet sind. |
Multimediale Lehrmaterialien
http://demonstrations.wolfram.com/CrossProductOfVectorsInTheYZPlane/ Applet: Kreuzprodukt zweier Vektoren in der y-z-Ebene (engl.) |
Hilfreiche Links
http://www.mathe-online.at/materialien/Andreas.Pester/files/Vectors/kreuzprodukt.htm Bebilderte Erklärung zum Kreuzprodukt |
Literatur
- Manfred Albach, Grundlagen der Elektrotechnik 1: Erfahrungssätze, Bauelemente, Gleichstromschaltungen, 3. Auflage (Pearson Studium, 2011)
- Kurt Meyberg und Peter Vachenauer, Höhere Mathematik 1: Differential- und Integralrechnung. Vektor- und Matrizenrechnung, 6. Auflage (Springer Berlin Heidelberg, 2001)
- Wolfgang Pavel und Ralf Winkler, Mathematik für Naturwissenschaftler, 1. Auflage (Pearson Studium, 2007)