Kugelkoordinaten: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | Betrachtet man elektrische Systeme, geht man im einfachsten Fall immer von Punktladungen aus. Nur ist in der Realität nichts nur ein einziger Punkt im Raum. Daher müssen wir auch mit ausgedehnten Flächen rechnen können. Viele dieser Oberflächen lassen sich dabei sehr gut als Kugel oder Hohlkugel beschreiben, wie zum Beispiel Elektroden oder das elektrische Feld der Erde. Um diese Modelle schnell und einfach auswerten zu können, wählt man ein Koordinatensystem, dass die Besonderheiten runder Anordnungen am besten beschreibt: das Kugelkoordinatensystem. | + | Betrachtet man elektrische Systeme, geht man im einfachsten Fall immer von Punktladungen aus. Nur ist in der Realität nichts nur ein einziger Punkt im Raum. Daher müssen wir auch mit ausgedehnten Flächen rechnen können. Viele dieser Oberflächen lassen sich dabei sehr gut als Kugel oder Hohlkugel beschreiben, wie zum Beispiel Elektroden oder das elektrische Feld der Erde. Um diese Modelle schnell und einfach auswerten zu können, wählt man ein Koordinatensystem, dass die Besonderheiten runder Anordnungen am besten beschreibt: das '''Kugelkoordinatensystem'''. |
<figure id="fig:krummlinige_koordinaten4"> | <figure id="fig:krummlinige_koordinaten4"> | ||
Zeile 5: | Zeile 5: | ||
</figure> | </figure> | ||
− | Kugelkoordinaten sind ähnlich wie Zylinderkoordinaten aufgebaut, nur | + | Kugelkoordinaten sind ähnlich wie Zylinderkoordinaten aufgebaut, nur dass sie anstelle der z-Koordinate einen weiteren Winkel <math>\vartheta</math> besitzen, der zwischen dem Punkt <math>\mathrm{P}(r,\vartheta, \varphi)</math>und der positiven z-Achse gemessen wird. Er kann folgende Werte annehmen:<math>0 \leq \vartheta \leq \pi</math>. Die Koordinate <math>\rho</math> gibt im Zylinderkoordinatensystem in der xy-Ebene den Abstand zum Ursprung an. Analog gibt die Koordinate <math>r</math> in Kugelkoordinaten den Abstand zum Ursprung an, ist dabei aber nicht auf eine Ebene beschränkt. Betrachtet man die Koordinatenfläche <math>r = \mathrm{const.}</math> entspricht diese einer konzentrisch um den Ursprung liegenden Kugelfläche (vgl. Abbildung). Die Koordinate <math>\varphi</math> ist identisch mit der entsprechenden Koordinate im Zylinderkoordinatensystem. |
− | Um die Transformationsgleichung aufzustellen, benutzt man wieder die Trigonometrischen Funktionen. | + | Um die Transformationsgleichung aufzustellen, benutzt man wieder die Trigonometrischen Funktionen. Soll wieder die x-Koordinate bestimmt werden, muss zunächst den Punkt in die xy-Ebene transformiert werden. Dies geschieht, in dem man die Gegenkathete des Dreiecks zwischen der z-Achse und dem Vektor zum gesuchten Punkt berechnet (siehe Abbildung). |
:<math>\rho = r \sin \vartheta</math> | :<math>\rho = r \sin \vartheta</math> | ||
− | Um nun die x-Koordinate zu | + | Um nun die x-Koordinate zu berechnen, bildet man den Kosinus zwischen dem Abstand zum Ursprung <math>\rho</math> und der x-Achse. |
:<math>x=\rho\sin(\varphi)</math> | :<math>x=\rho\sin(\varphi)</math> | ||
Nun muss man beide Gleichungen in einander einsetzen und man erhält für x: | Nun muss man beide Gleichungen in einander einsetzen und man erhält für x: | ||
Zeile 41: | Zeile 41: | ||
|} | |} | ||
− | Wie schon bei den Zylinderkoordinaten reichen die Transformationsgleichungen nicht aus, um das Koordinatensystem vollständig zu beschreiben. Dafür werden die Einheitsvektoren benötigt. Sie können über die selbe Gleichung bestimmt werden wie die Einheitsvektoren der Zylinderkoordinaten, da diese Gleichung für alle krummlinigen orthogonalen Koordinatensysteme gelten: | + | Wie schon bei den Zylinderkoordinaten reichen die Transformationsgleichungen nicht aus, um das Koordinatensystem vollständig zu beschreiben. Dafür werden die Einheitsvektoren benötigt. Sie können über die selbe Gleichung bestimmt werden, wie die Einheitsvektoren der Zylinderkoordinaten, da diese Gleichung für alle krummlinigen orthogonalen Koordinatensysteme gelten: |
:<math> | :<math> | ||
\vec{\textbf{e}}_i = \frac{1}{\left|\frac{\partial \vec{\textbf{r}}}{\partial \mathrm{u}_i}\right|} \frac{\partial \vec{\textbf{r}}}{\partial \mathrm{u}_i} = \frac{1}{h_i} \frac{\partial \vec{\textbf{r}}}{\partial \mathrm{u}_i} | \vec{\textbf{e}}_i = \frac{1}{\left|\frac{\partial \vec{\textbf{r}}}{\partial \mathrm{u}_i}\right|} \frac{\partial \vec{\textbf{r}}}{\partial \mathrm{u}_i} = \frac{1}{h_i} \frac{\partial \vec{\textbf{r}}}{\partial \mathrm{u}_i} | ||
Zeile 48: | Zeile 48: | ||
</math> | </math> | ||
− | Auch hier stellt diese komplizierte Form nichts weiter dar, als die Änderung des Ortsvektors (Der Vektor wird unten im Beispiel näher erläutert.) nach der jeweiligen Koordinate. Außerdem muss | + | Auch hier stellt diese komplizierte Form nichts weiter dar, als die Änderung des Ortsvektors (Der Vektor wird unten im Beispiel näher erläutert.) nach der jeweiligen Koordinate. Außerdem muss durch den Betrag dieser Änderung geteilt werden, damit der Einheitsvektor die Länge 1 hat. Dabei heißt der Faktor <math>h_i</math> '''metrischer Faktor''' oder '''Metrikkoeffizient''' und bestimmt den Betrag der Änderung des Ortsvektors, um den Einheitsvektor auf die Länge 1 zu normieren. |
Die metrischen Faktoren können durch Einsetzen der Definitionsgleichungen berechnet werden: | Die metrischen Faktoren können durch Einsetzen der Definitionsgleichungen berechnet werden: | ||
:<math> | :<math> |
Version vom 16. April 2012, 14:22 Uhr
Betrachtet man elektrische Systeme, geht man im einfachsten Fall immer von Punktladungen aus. Nur ist in der Realität nichts nur ein einziger Punkt im Raum. Daher müssen wir auch mit ausgedehnten Flächen rechnen können. Viele dieser Oberflächen lassen sich dabei sehr gut als Kugel oder Hohlkugel beschreiben, wie zum Beispiel Elektroden oder das elektrische Feld der Erde. Um diese Modelle schnell und einfach auswerten zu können, wählt man ein Koordinatensystem, dass die Besonderheiten runder Anordnungen am besten beschreibt: das Kugelkoordinatensystem.
Kugelkoordinaten sind ähnlich wie Zylinderkoordinaten aufgebaut, nur dass sie anstelle der z-Koordinate einen weiteren Winkel besitzen, der zwischen dem Punkt und der positiven z-Achse gemessen wird. Er kann folgende Werte annehmen:. Die Koordinate gibt im Zylinderkoordinatensystem in der xy-Ebene den Abstand zum Ursprung an. Analog gibt die Koordinate in Kugelkoordinaten den Abstand zum Ursprung an, ist dabei aber nicht auf eine Ebene beschränkt. Betrachtet man die Koordinatenfläche entspricht diese einer konzentrisch um den Ursprung liegenden Kugelfläche (vgl. Abbildung). Die Koordinate ist identisch mit der entsprechenden Koordinate im Zylinderkoordinatensystem.
Um die Transformationsgleichung aufzustellen, benutzt man wieder die Trigonometrischen Funktionen. Soll wieder die x-Koordinate bestimmt werden, muss zunächst den Punkt in die xy-Ebene transformiert werden. Dies geschieht, in dem man die Gegenkathete des Dreiecks zwischen der z-Achse und dem Vektor zum gesuchten Punkt berechnet (siehe Abbildung).
Um nun die x-Koordinate zu berechnen, bildet man den Kosinus zwischen dem Abstand zum Ursprung und der x-Achse.
Nun muss man beide Gleichungen in einander einsetzen und man erhält für x:
Analog dazu kann man auch die anderen beiden Koordinatentransformationen bestimmen, die z-Koordinate ist dabei direkt aus der Abbildung entnehmbar:
Transformationsgleichungen | |
Wie schon bei den Zylinderkoordinaten reichen die Transformationsgleichungen nicht aus, um das Koordinatensystem vollständig zu beschreiben. Dafür werden die Einheitsvektoren benötigt. Sie können über die selbe Gleichung bestimmt werden, wie die Einheitsvektoren der Zylinderkoordinaten, da diese Gleichung für alle krummlinigen orthogonalen Koordinatensysteme gelten:
Auch hier stellt diese komplizierte Form nichts weiter dar, als die Änderung des Ortsvektors (Der Vektor wird unten im Beispiel näher erläutert.) nach der jeweiligen Koordinate. Außerdem muss durch den Betrag dieser Änderung geteilt werden, damit der Einheitsvektor die Länge 1 hat. Dabei heißt der Faktor metrischer Faktor oder Metrikkoeffizient und bestimmt den Betrag der Änderung des Ortsvektors, um den Einheitsvektor auf die Länge 1 zu normieren. Die metrischen Faktoren können durch Einsetzen der Definitionsgleichungen berechnet werden:
Die anderen beiden metrischen Faktoren ergeben sich äquivalent:
Anschließend können mit obiger Gleichung, die analog zum ersten Schritt der gerade gezeigten Rechnung verläuft, die Einheitsvektoren berechnet werden:
Einheitsvektoren | |
Auch bei den Kugelkoordinaten kann ein vektorielles Wegelement bestimmt werden:
Ebenso wie das Volumenelement:
Beispiel: Berechnung des Ortsvektors in Kugelkoordinaten
Bei den Zylinderkoordinaten wurde schon gezeigt, dass sich der Ortsvektor vereinfachter darstellen lässt. Berechnet man den Ortsvektor in Kugelkoordinaten wird die Darstellung noch simpler: Zunächst wird die allgemeine Gleichung vom Ortsvektor benutzt und die obigen Transformationsgleichungen eingesetzt: Durch hervorziehen des Faktors r und vergleich mit den Einheitsvektoren der Kugelkoordinaten erkennt man direkt den einfachen Zusammenhang für den Ortsvektor in Kugelkoordinaten: |
Multimediale Lehrmaterialien
http://demonstrations.wolfram.com/ExploringSphericalCoordinates/ Applet: Punkt in Polarkoordinaten (engl./ free CDF-Player von Wolfram erforderlich) http://www.pha.jhu.edu/~javalab/spherical/spherical.html Applet: Punkt in Polarkoordinaten (engl.) http://demonstrations.wolfram.com/SphericalCoordinates/ Applet: Punkt in Polarkoordinaten (engl. / free CDF-Player erforderlich) |
Hilfreiche Links
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/83/Sphere_3d.png dreidimensionales Bild zur Bestimmung eines Punktes in Kugelkoordinaten http://mathworld.wolfram.com/PolarCoordinates.html Allgemeine Einführung in die Polarkoordinaten (engl.) |
← Zurück: Zylinderkoordinaten | Übersicht: Orthogonale Koordinatensysteme | Vorwärts: Orthogonale Koordinatensysteme:Übersicht → |