Getb:Vorgehen zur Lösung linearer Differenzialgleichungen 2. Ordnung: Unterschied zwischen den Versionen
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Zwei linear unabhängige partikuläre Lösungen lassen sich mit Hilfe des komplexen Exponentialansatzes <math> y(t)=\underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} </math> finden. Hierbei ist zu beachten, dass mit <math> \underline{K} </math> schon eine Konstante (bzw. ein Parameter) in den Ansatz eingebracht wurde. Der Unterstrich unter dem <math> \underline{K} </math> deutet an, dass <math> \underline{K} </math> komplexe Werte annehmen kann. Auch die Variable <math> s </math> kann komplexe Werte annehmen, wird üblicherweise aber nicht unterstrichen. Für den Fall, dass <math> s </math> komplexe Werte annimmt, wird der Ausdruck der e-Funktion selbst auch eine komplexe Zahl (vgl. z.B. Papula (2011): „Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler“, Bd. 1, Kapitel VII p. 652 ff.). In den meisten Fällen (und auch in der Vorlesung GET B) ist man aber nur an reell wertigen Lösungen für die DGL interessiert, da die gesuchten Ströme oder Spannungen reelle Größen sind. Deshalb ist es notwendig, komplexwertige Konstanten <math> \underline{K} </math> anzunehmen. Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass dadurch, mit bestimmten Anforderungen an die komplexen Konstanten, eine allgemeine komplexe Lösung auf eine allgemeine reelle Lösung der DGL zurückgeführt werden kann. | Zwei linear unabhängige partikuläre Lösungen lassen sich mit Hilfe des komplexen Exponentialansatzes <math> y(t)=\underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} </math> finden. Hierbei ist zu beachten, dass mit <math> \underline{K} </math> schon eine Konstante (bzw. ein Parameter) in den Ansatz eingebracht wurde. Der Unterstrich unter dem <math> \underline{K} </math> deutet an, dass <math> \underline{K} </math> komplexe Werte annehmen kann. Auch die Variable <math> s </math> kann komplexe Werte annehmen, wird üblicherweise aber nicht unterstrichen. Für den Fall, dass <math> s </math> komplexe Werte annimmt, wird der Ausdruck der e-Funktion selbst auch eine komplexe Zahl (vgl. z.B. Papula (2011): „Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler“, Bd. 1, Kapitel VII p. 652 ff.). In den meisten Fällen (und auch in der Vorlesung GET B) ist man aber nur an reell wertigen Lösungen für die DGL interessiert, da die gesuchten Ströme oder Spannungen reelle Größen sind. Deshalb ist es notwendig, komplexwertige Konstanten <math> \underline{K} </math> anzunehmen. Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass dadurch, mit bestimmten Anforderungen an die komplexen Konstanten, eine allgemeine komplexe Lösung auf eine allgemeine reelle Lösung der DGL zurückgeführt werden kann. | ||
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+ | Der Exponentialansatz und dessen Ableitungen <math>y'(t)=s \cdot \underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} </math> und <math>y''(t)=s^2 \cdot \underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} </math> können nun in die homogene DGL eingesetzt werden: | ||
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+ | :<math> y''(t)+a \cdot y'(t)+b \cdot y(t) = s^2 \cdot \underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} + a \cdot s \cdot \underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} + b \cdot \underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} = 0 </math> | ||
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+ | :<math> \Leftrightarrow (s^2 + a \cdot s + b) \cdot \underline{K} \cdot \operatorname{e}^{s \cdot t} = 0 </math> | ||
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+ | Diese Gleichung ist erfüllt, wenn einer der Faktoren 0 ist. Die e-Funktion kann niemals 0 sein, und der Fall <math>\underline{K}=0 </math> führt zu der trivialen Lösung <math> y=0 </math>. Somit muss der Ausdruck in der Klammer zu Null werden. Die daraus resultierende Bedingung <math> s^2+a \cdot s+b=0 </math> heißt charakteristische Gleichung und kann zum Beispiel mit der p-q-Formel aufgelöst werden: | ||
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+ | :<math> s_{1/2} = - \dfrac{a}{2} \pm \sqrt{\left( \dfrac{a}{2} \right)^2 - b} = -\dfrac{a}{2} \pm \dfrac{\sqrt{a^2-4b}}{2} </math> | ||
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+ | Die Lösungen <math> s_{1/2} </math> heißen Eigenwerte. Es ergeben sich drei verschiedene Lösungsfälle: | ||
+ | *<math> a^2-4b > 0 </math> → Die charakteristische Gleichung hat zwei verschiedene, reelle Lösungen | ||
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+ | *<math> a^2-4b = 0 </math> → Die charakteristische Gleichung hat zwei gleiche, reelle Lösungen | ||
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+ | *<math> a^2-4b < 0 </math> → Die charakteristische Gleichung hat zwei zueinander konjugiert komplexe Lösungen (komplexe Lösungen treten stets als konjugiert komplexe Paare auf) | ||
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Version vom 24. April 2016, 13:33 Uhr
Gegeben sei eine inhomogene, lineare Differenzialgleichung 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten. Diese DGL lässt sich allgemein schreiben als:
Wobei und
Konstanten sind. Die Lösung erfolgt genauso wie die Lösung einer DGL 1. Ordnung in vier Schritten:
- Lösung der dazugehörigen homogenen DGL
- Finden einer partikulären Lösung der inhomogenen DGL
- Addieren der beiden Lösungen liefert die allgemeine Lösung der inhomogenen DGL
- Berücksichtigung von Anfangsbedingungen
Inhaltsverzeichnis
Lösung der homogenen linearen Differenzialgleichung
Die zur inhomogenen DGL dazugehörige homogene DGL lautet:
Die allgemeine Lösung einer Differenzialgleichung 2. Ordnung enthält zwei Parameter. Im Falle einer linearen DGL 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten ist die allgemeine Lösung eine Linearkombination von zwei linear unabhängigen partikulären Lösungen. Die Koeffizienten der partikulären Lösungen sind die beiden Parameter. Formal gilt dann für die allgemeine Lösung:
mit
, wobei weiterhin gelten muss:
(y1 ist partikuläre Lösung der homogenen DGL)
(y2 ist partikuläre Lösung der homogenen DGL)
-
und
sind linear unabhängig
Beide Lösungen müssen also die DGL erfüllen und linear unabhängig sein. Allgemein gilt, dass die Lösungen und
auch komplexwertig sein können.
Zwei linear unabhängige partikuläre Lösungen lassen sich mit Hilfe des komplexen Exponentialansatzes finden. Hierbei ist zu beachten, dass mit
schon eine Konstante (bzw. ein Parameter) in den Ansatz eingebracht wurde. Der Unterstrich unter dem
deutet an, dass
komplexe Werte annehmen kann. Auch die Variable
kann komplexe Werte annehmen, wird üblicherweise aber nicht unterstrichen. Für den Fall, dass
komplexe Werte annimmt, wird der Ausdruck der e-Funktion selbst auch eine komplexe Zahl (vgl. z.B. Papula (2011): „Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler“, Bd. 1, Kapitel VII p. 652 ff.). In den meisten Fällen (und auch in der Vorlesung GET B) ist man aber nur an reell wertigen Lösungen für die DGL interessiert, da die gesuchten Ströme oder Spannungen reelle Größen sind. Deshalb ist es notwendig, komplexwertige Konstanten
anzunehmen. Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass dadurch, mit bestimmten Anforderungen an die komplexen Konstanten, eine allgemeine komplexe Lösung auf eine allgemeine reelle Lösung der DGL zurückgeführt werden kann.
Der Exponentialansatz und dessen Ableitungen und
können nun in die homogene DGL eingesetzt werden:
Diese Gleichung ist erfüllt, wenn einer der Faktoren 0 ist. Die e-Funktion kann niemals 0 sein, und der Fall führt zu der trivialen Lösung
. Somit muss der Ausdruck in der Klammer zu Null werden. Die daraus resultierende Bedingung
heißt charakteristische Gleichung und kann zum Beispiel mit der p-q-Formel aufgelöst werden:
Die Lösungen heißen Eigenwerte. Es ergeben sich drei verschiedene Lösungsfälle:
→ Die charakteristische Gleichung hat zwei verschiedene, reelle Lösungen
→ Die charakteristische Gleichung hat zwei gleiche, reelle Lösungen
→ Die charakteristische Gleichung hat zwei zueinander konjugiert komplexe Lösungen (komplexe Lösungen treten stets als konjugiert komplexe Paare auf)